Anne Fine hat eine sarkastische und von schwarzem Humor getragene Beziehungsgeschichte geschrieben, die an die Nieren geht, denn in vielen Beziehungen geht es genauso zu! Tilly, eine selbstbewusste und selbst bestimmte Frau, Ingenieurin von Beruf, lernt eines Tages Geoff kennen. Sie ist geschieden und immer freizügig in der Wahl ihrer Liebhaber gewesen, derer sie sich je nach Bedarf rechtzeitig entledigen konnte. Geoff lebt in Scheidung und hat zwei kleine Kinder aus seiner Ehe. Geoff ist ein guter Liebhaber und sie erleben wunderbare Zeiten zusammen. Etwas zögerlich aber nachhaltig zieht Geoff schließlich zu ihr in ihr Haus. Es geschieht, ohne dass so richtig darüber entschieden wurde. Das gesamte Buch durchzieht nunmehr eine schräge Kommunikation zwischen den beiden, die ewig ungleich bleibt. Es zeigt sich, dass sie sehr unterschiedlich sind in den Vorstellungen über Absprachen, Offenheit und Genauigkeit. Sie liebt das offene Wort, er zögert Offenbarungen welcher Art auch immer gern hinaus. Sie versucht wiederholt, ihn beim Wort zu nehmen und ihn bei seinen Widersprüchen zu ertappten und zu stellen. Mehr und mehr artet die Beziehung in einen Krieg der Worte aus. Mal sind es die Kinder von Geoff, die den Anlaß zu kleinen Lügen und Widersprüchen bieten; dann ist es seine geschiedene Frau, die es versteht, die ganze Familie zu ihren Gunsten zu manipulieren. Dann wieder ist es Geoffs beruflicher Niedergang, der vor ihr verheimlicht wird. Auch Tilly spielt mit ihren Möglichkeiten, sich dieser Schein-Familie zu entziehen. Sie inspiziert Bohrinseln und kann sich beruflich jeder Zeit Abwesenheitstermine einrichten, die ihr räumlichen Abstand verschaffen zu dem Familiechaos mit den Kindern und deren pubertären und persönlichen Schwierigkeiten. Sie weiß außerdem sehr gut, wie sie ihren scharfen Verstand als Waffe gegen Geoff benutzen kann. In dem Buch werden alle beteiligten Personen überzeugend beschrieben. Alles in Allem erscheint diese Beziehungstragödie wie ein Lehrstück aus den Kommunikationsstudien von Watzlawik, dem bekannten amerikanischen Psychoanalytiker, der beschreibt, wie Kommunikationsebenen vollkommen an einander vorbei laufen können. Die Geschichte ist spannend und psychologisch ausgefeilt beobachtet und erzählt. Wer weiß, ob der eine oder andere Leser sich nicht wieder erkennt in den Charakteren, die hier beschrieben sind!! *amazon.de*
Personen: Fine, Anne
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen FINE
Fine, Anne:
Feuer und Asche : Roman / Anne Fine. - 1. - Zürich : Diogenes-Verl., 2006. - 259 S.
Einheitssacht.: Woman in Nightgown. - Aus dem Engl. übers.
ISBN 978-3-257-06533-6 fest geb. : Euro 20,50
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung