Erste Erinnerungen ans Waisenhaus äOrfanô in Asmara. Mengistu hieß der allmächtige Gott, der alles geschaffen hatte, wie die Schwestern predigten. Das vierjährige Kind wusste nichts über den äthiopischen Diktator. Es wusste auch (noch!) nichts vom Krieg, den er gegen Eritrea, die Heimat des Kindes, führte. Die Sterne schienen nicht günstig für die kleine Senait, die als Baby in einem Koffer aufgefunden wurde. Der Vater war entfleucht, die Mutter hatte den unerwünschten Nachwuchs einfach ausgesetzt. Es sollte anders kommen. Jahre später würde ädas Kofferkindô Senait Mehari in einem fernen Land seine Stimme erheben. Es ist eine laute und anklagende Stimme, die das äFeuerherzô gegen die Zustände in ihrer Heimat richtet. Auf äOrfanô folgte ein von italienischen Nonnen geführtes Heim. Die Betschwestern und die weißen Kinder ließen für Senait fünf Jahre zur Tortur werden. Rettung erfolgte durch Tante Mbrat. Senait kam zu ihren Großeltern, die bisher schönste Zeit ihres Lebens. Das Idyll sollte jedoch nicht lange währen. Der verschwundene Vater und seine neue Frau meldeten Besitz an. äAlle eritreischen Väter schlagen ihre Kinderô. Ein bitterer Satz, bald bittere Wahrheit. Als die Kriegsfront näherrückt, beginnt der traurige Höhepunkt in Senaits bisherigem, kurzen Leben: Der Vater liefert sie und ihre Schwester kurzerhand im Rekrutierungsbüro der ELF ab. Die jüngste Soldatin der eritreischen Befreiungsarmee tritt ihren furchtbaren Dienst an. Eine Kindheit, die Narben hinterließ. Rassistische deutsche Taxifahrer lassen die Wut hochkochen. Senait kann zickig sein, unnachgiebig, wie sie zugibt. Sexueller Missbrauch, Armut, sowie ein Leben in ständiger Todesnähe, machten kein schmiegsames Schmusekätzchen aus ihr, wie der prügelnde deutsche Drogenfreund aus gutem Hause drastisch erfahren muss. Es ist aber auch diese unbeugsame Qualität, die sie unbeirrt ihre musikalische Karriere planen ließ. Senait indes setzt Prioritäten. Nicht ihrem musikalischen Erfolg, imponierend genug, gilt das Hauptaugenmerk ihres Berichts, sondern ihren geknechteten Landsleuten. Sie besuchte ihre Heimat. Hier ist Missionsarbeit bitter nötig. Mit ihrem Buch ist Senait G. Mehari dies auf erschütternde Weise gelungen. -Ravi Unger *amazon.de*
Personen: Mehari, Senait G.
Standort: Zell am See
BB Autobiographien MEHA
Mehari, Senait G.:
Feuerherz : Autobiographie / Senait G. Mehari. - 1. - München : Knaur, 2004. - 317 S.
ISBN 978-3-426-27341-8 fest geb. : Euro 17,40
BB Autobiographien - Buch: Sachbuch