Klappentext: Der Tod der Großmutter ist für eine junge Frau der Anstoß, nach den verloren geglaubten Wurzeln in ihrer alten Heimat zu suchen. (DR) Das Dingsymbol aus dem Titel - ein "halber Stein" in den siebenbürgischen Karpaten - steht für das geteilte Herz der Ich-Erzählerin Sine, für das Hin- und Hergerissensein zwischen zwei Welten: der neuen Heimat Deutschland, in der sie seit vielen Jahren lebt, und der alten in Rumänien, wo sie die ersten Lebensjahre verbracht hat. Mit ihrem Vater, einem Maler, ist Sine nach Siebenbürgen gereist, weil die geliebte Großmutter begraben werden muss. Nicht nur die Erschütterung durch den Tod Agnetas trifft sie ins Herz, sondern auch die Wehmut angesichts einer verloren geglaubten Heimat. Starke Erinnerungen werden evoziert durch die Natur, ihre Farben und Gerüche, durch Lieder, Gedichte und Redensarten von früher, durch das Aufsuchen der Kindheitsorte, durch das Miterleben der Feste und Gebräuche im Jahreskreis. Besonders einprägsam sind die Begegnungen mit den Menschen - mit dem Schriftsteller Balduin, mit den ehemaligen Nachbarn, mit dem Pfarrer Roth, der in seinem Pfarrhaus das Archiv der deutschsprachigen Siebenbürgener aufbewahrt, und natürlich mit dem Jugendfreund Julian, der Sine auf allen Wegen liebevoll begleitet. Es gibt viele nachdenklich stimmende Beispiele für Heimatliteratur von Vertriebenen oder unfreiwillig Ausgewanderten - dieses hier weist die Besonderheit auf, dass sie von einer jungen Frau (Iris Wolff ist Jahrgang 1977) stammt, die von der Stärke der Emotionen überrascht zu sein scheint, welche sie bei ihrer Wiederkehr erschüttern. Ein absolut lesenswertes Dokument! Sine, eine junge Frau, die nach Abschluss ihres Studiums auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg ist, kehrt nach über 20 Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück. Ihre Großmutter Agneta ist gestorben, und gemeinsam mit ihrem Vater Johann ist sie zu deren Begräbnis nach Siebenbürgen gereist. Das Haus der Großmutter zieht sie vom ersten Augenblick an in ihren Bann: das Gebäude mit seiner geheimnisvollen Architektur, dem vermauerten Eingang zur ehemaligen Familienfärberei, den verschiedenfarbigen Räumen, Winkeln, Aufböden und Treppen erinnert sie an ihre Kindheit, die Zugehörigkeit zu Natur und Landschaft, das Spiel in Haus und Garten. In die Trauer um ihre Großmutter mischt sich die Trauer über die verloren geglaubte Heimat. Die Wiederbegegnung mit Julian, dem Freund der Kindheit, die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der Großmutter und die Erzählungen der Dorfbewohner lassen ein Bild der reichen kulturellen Vergangenheit Siebenbürgens entstehen. Details der Landschaft werden zu Metaphern einer Suche nach der eigenen Identität, und setzen in Sine einen Reifeprozess in Gang, der sie auch sich selbst näher bringt. Der in Michelsberg gelegene äHalbe Steinô, ein jahrhundertealtes Naturmonument, öffnet Sine den Blick für das Wesentliche: äWenn man erinnert, kann man nicht verlieren.ô Iris Wolff gelingt in ihrem literarischen Debüt ein Roman von großer erzählerischer Stärke. In poetischen Landschaftsbildern wird die Familiengeschichte Sines geschildert, die Orte und Menschen werden durch die große Sprachkraft mit allen Sinnen erlebbar. Biografie Iris Wolff, geboren 1977 in Hermannstadt/Siebenbürgen. Studium der Germanistik, Religionswissenschaft und Grafik & Malerei in Marburg an der Lahn. Langjährige Mitarbeiterin des Deutschen Literaturarchivs Marbach, 2013 Literatur-Stipendiatin der Kunststiftung Baden-Württemberg. Der Roman "Halber Stein" erhielt den Ernst-Habermann-Preis 2014. 2018 Literatur-Stipendiatin des Landes Baden-Württemberg. Der Roman "So tun, als ob es regnet" stand auf der Empfehlungsliste des Evangelischen Buchpreises, erhielt den Literaturpreis ALPHA 2018, und den Otto-Stoessl-Preis 2018. Sie ist Mitglied im Internationalen PEN.
Personen: Wolff, Iris
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen WOLF
Wolff, Iris:
Halber Stein : Roman / Iris Wolff. - 1. - Salzburg : O. Müller, 2012. - 295 S.
ISBN 978-3-7013-1197-2 fest geb. : ca. EUR 21,00
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung