Klappentext: Der Pinzgau ist für uns Tiroler das, was wir rasch durcheilen, wenn wir von der Landeshauptstadt aus in die Enklave Osttirol müssen, um dort etwas zu reparieren. Dem Pinzgau widerfährt von den Tirolern jenes Schicksal, das Tirol von der EU widerfährt: Beide werden durchrast! Angespornt als Erwachsenenbildner wendet sich Walter Thaler mit seinem Porträt-Band "Kunst und Kultur im Pinzgau" an Menschen mit Muße und Neugierde. Dabei gibt er dem Unterfangen den sinnlichen Untertitel: Die Kraft der Provinz. Gleich zu Beginn stellt der Autor klar, dass es sich beim Pinzgau um einen Bezirk handelt, der vermutlich weder über- noch unterdurchschnittlich stark in Kunst- und Literaturgeschichte vertreten ist. Aber gerade die Würdigung der Künstlerinnen und Künstler als Menschen, die einen Teil ihres Lebens in dieser Gegend verbracht haben oder daraus geboren sind, verschafft dem Pinzgau dann eine unverwechselbare Qualität: Er ist jener Landstrich, den die Porträtierten durch ihr Schaffen veredelt haben. Dabei gibt es eine seltsame Würdigung durch die Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek, die zwar nie im Pinzgau aufhältig ist, aber aus der Ferne das Thema der Kapruner Gletscherbahn-Katastrophe für ein Drama theaterrelevant aufgegriffen hat. Ein andermal kommt der Pinzgau mit einem Literaturnobelpreisträger in Kontakt, als Samuel Beckett in den frühen 1960er Jahren Aufenthalt im Berghotel auf der Schmittenhöhe nimmt. Aus der näheren Gegenwart stammen die beiden literarischen "Ausbrecher" und Idole für Selbstbefreiung durch Literatur, nämlich Franz Innerhofer und O.P. Zier. Während Franz Innerhofer allmählich eine Sprache findet und seinen Ich-Erzähler aus einem Pinzgauer Bergbauernhof entkommen lässt, gelingt es O.P. Zier, dem Aluminium-Imperium in Lend zu entkommen, um mit feiner Ironie ein Leben lang den Salzburgern ihren hohlen Aluminium-Patriotismus zurück zu spiegeln. Walter Thaler geht auch den braunen Einschüben nicht aus dem Weg, einmal montiert er den Mythos Kaprun ab und erklärt die politischen Hintergründe, andererseits verschweigt er etwa bei Georg Rendel nicht sein ausgiebiges "Anstreifen" in der Reichsschrifttumskammer. Von den Künstlern sollte man unbedingt den 1929 geborenen Anton Thuswalder ins Sonnenlicht halten. Ein Leben lang muss dieser Bildhauer aus Kaprun unter dem fragwürdigen Label "aktionistisch" leben, nur weil er mit Händen und Füßen malt, formt und schremmt. Seine Skulptur "Arschlöcher" setzt allen Heldenposen ein Ende und gilt gerade für die Provinz als ein wesentliches Mahnmal gegen den Kleingeist. Walter Thaler hat die Würdigung möglichst gerecht verteilt, die Künstler sind nach ihren Geburtsjahren geordnet, was ein unverfängliches Ranking darstellt. Im Anhang sind dann auch die Gemeinden angeführt, die der Kunst und der Literatur Quartier gegeben haben. - Ein bemerkenswert aufgeklärt und abgeklärtes Pinzgau-Buch. Helmuth Schönauer Klappentext: Der Pinzgau hat neben dem Nationalpark Hohe Tauern, den vielen Skigebieten, Kraftwerken und landschaftlichen Reizen auch eine vielfältige Kunstszene zu bieten. Diese alpine Region war stets Heimat großer Künstlerpersönlichkeiten und Ziel künstlerischer Aktivitäten. Seit den fünfziger Jahren des 19. Jahrhunderts haben immer wieder Maler des österreichischen Realismus ihre Motive in der Bergwelt der Hohen Tauern gesucht und gefunden. Die Namen Alfred Kubin, Anton Faistauer, Stefan Zweig, Franz Innerhofer, Gottfried Salzmann, Wolf Haas und viele andere Künstler sind mit dem Pinzgau verbunden, nicht zu reden von den vielen Teilnehmern an den Rauriser Literaturtagen. Dieses Buch unternimmt den Versuch, die große Zahl an Künstlerpersönlichkeiten aus dem Bereich der bildenden Kunst, der Literatur, der Musik, des Schauspiels, der Multimedia-Kunst in kurzen Portraits in ihrer Bedeutung für den Pinzgau darzustellen. Doch nicht nur die Zelebritäten des Kunstschaffens sind in dieses Buch aufgenommen worden. Auch jene, die sich ihr ganzes Leben lang mit Leidenschaft für ihre künstlerischen Bestrebungen aufgeopfert haben und von der Kunstkritik und den Medien äübersehenô worden sind, weil sie sich dem Mainstream nicht angedient haben, finden hier ihren Platz. Somit steht das Buch auch dafür, dass die viel gelästerte Provinz nicht auf dem Lande zu finden ist, sondern in den Köpfen von Menschen. Die Künstler im Pinzgau halten dagegen.
Personen: Thaler, Walter
Standort: Zell am See
EH Österreich Landes/Volksk. THAL
Thaler, Walter:
Kunst und Literatur im Pinzgau : die Kraft der Provinz - 43 Portraits / Walter Thaler. - 1. - Wien : new academic press, 2015. - 302 S. : Ill.
ISBN 978-3990360088 kart. : ca. EUR 25,00
EH Österreich Landes - Buch: Sachbuch