Klappentext: Europäische Geistesgeschichte vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart, erzählt aus der Sicht des streunenden Katers Matou. Das alte Sprichwort, dass eine Katze sieben Leben hat, d.h. dem Aberglauben nach von Dämonen besessen ist, die es auszutreiben gilt, bestimmt die Erzählstruktur dieses Romans, der in sieben Lebensabschnitte gegliedert ist. Köhlmeier selbst schlüpft als Erzähler in die Rolle des Katers Matou, der als ein Zeitzeuge der menschlichen Gesellschaft von der Französischen Revolution bis in die unmittelbare Gegenwart auftritt und der Held dieses Romans ist. Im ersten Abschnitt erlebt Matou die Französische Revolution, lernt die französische Sprache, sieht Köpfe rollen und macht Bekanntschaft mit Revolutionären wie Danton oder Robespierre. In seinem zweiten Katzenleben ist er Gast in Berlin bei E.T.A. Hoffmann, für den er das Vorbild für Figuren wie "Kater Murr" oder "Meister Floh" wird. Im dritten Lebensabschnitt auf der Katzeninsel Hydra tritt er als Prophet nach dem Beispiel von machiavellistischen Machtmenschen und nach dem Vorbild von "Animal Farm" auf. Im vierten Lebenszyklus rächt er als afrikanischer Leopardendämon die Opfer der Kongogräuel mit einem verstümmelten einheimischen Mädchen im Rollstuhl an seiner Seite. Im fünften Leben ist Matou eine einfache Hauskatze in Prag zur Zeit des Ersten Weltkriegs. Es kommt Kafkas sprechender Affe vor und zugleich die Erkenntnis, dass beim Sprechen wie Erzählen der Gebrauch des Konjunktivs erst menschliche Freiheit im Denken und Fühlen ermöglicht. Im sechsten Abschnitt verirrt sich Matou in ein Zerrspiegelkabinett, wo alles im Leben grotesk verkehrt erscheint und Wahrheit wie Lüge nicht mehr unterscheidbar sind. In seinen letzten beiden Leben verschlägt es ihn nach New York, wo er von Andy Warhol zu exzentrischen Partys geschleppt wird, bis schließlich sein siebtes Leben ihn nach Berlin und Wien bringt, wo er sein Testament macht, abschließend vor den Vorhang tritt und dem Publikum ade sagt! Das Buch gleicht einem Parforce-Ritt durch die europäische Geistes- wie Literaturgeschichte, vermittelt höchst spannendes Wissen aus den Bereichen der Erkenntnistheorie, Narratologie, Linguistik und Humanpsychologie und lässt lesend eintauchen in europäische Zeitgeschichte auf hohem Niveau. Ein Stück Literatur von höchstem Rang und zugleich eine unglaubliche Herausforderung, sich beim Lesen darauf einzulassen. Über den Autor und weitere Mitwirkende Michael Köhlmeier, 1949 in Hard am Bodensee geboren, lebt in Hohenems/Vorarlberg und Wien. Bei Hanser erschienen die Romane Abendland (2007), Madalyn (2010), Die Abenteuer des Joel Spazierer (2013), Spielplatz der Helden (2014, Erstausgabe 1988), Zwei Herren am Strand (2014), Das Mädchen mit dem Fingerhut (2016), Bruder und Schwester Lenobel (2018) und zuletzt Matou (2021), außerdem die Gedichtbände Der Liebhaber bald nach dem Frühstück (Edition Lyrik Kabinett, 2012) und Ein Vorbild für die Tiere (Gedichte, 2017) sowie die Novelle Der Mann, der Verlorenes wiederfindet (2017) und Die Märchen (mit Bildern von Nikolaus Heidelbach, 2019). Michael Köhlmeier wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. 2017 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie dem Marie Luise Kaschnitz-Preis für sein Gesamtwerk und 2019 mit dem Ferdinand-Berger-Preis.
Personen: Köhlmeier, Michael
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen KÖHL
Köhlmeier, Michael:
Matou : Roman / Michael Köhlmeier. - 1. - München : Carl Hanser, 2021. - 954 S.
ISBN 978-3-446-27079-4 fest geb. : ca. EUR 35,00
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung