Diese - mit dem Georg-Rendl-Preis bedachte - Angestelltensaga decouvriert Hierarchie & Hickhack in den Büros eines jener Aluminiumwerks, wie sie dem Reisenden durch Österreichs Gebirgstäler bisweilen unliebsam aufstoßen. Erprobte sich der bekennende Nonkonformist Zier bereits in "Schonzeit" im Metier literarischer Vergangenheitsbewältigung, so ermöglicht ihm die sozialkritische Trepanation der siebziger Jahre ein dichtes und geschlossenes Düsterbild. An dieser Phase, als ungebrochene Untertanenmentalität in ländlichen Alpengauen umging und ein ebenso skrupelloser wie selbstgefälliger Mittelstand aufstieg, kann sich Ziers satirische Begabung gütlich tun. Ein groß angelegtes Figurenensemble führt Verhaltensmuster vor, die mit Innovationsfeindlichkeit, Günstlingswirtschaft, Suff und hemdsärmliger Macho-Erotik zu tun haben. Hier wird Erlebtes ausagiert und zu einem gefühlstriefenden, ins Bizarre gleitenden Panorama verdichtet. Die soziale Männer-Welt voller Sattheit, Intrige, Lüge und Ignoranz bildet ein Universum, das die umgebende Landschaft an den Rand drängt und literarisch auflöst. "Sturmfrei" vermittelt ein grandioses und erfolgreiches Stück literarisch fokussierter Alltagsgeschichte mit wenig poetischen Verklammerungen und einem bedrückenden Fehlen alternativer Handlungsmuster. Und der Angestellte Helger, (lautmalerisch an "Held" erinnernd), aus dessen Perspektive sich alles ereignet, grimassiert bestenfalls seine Opposition, sprachlos. Oder ist dieser Roman sein Aufschrei?
Personen: Zier, O. P.
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen ZIER
Zier, O. P.:
Sturmfrei : Roman / O. P. Zier. - Salzburg [u.a.] : Müller, 2001. - 561 S. - signierte Ausgabe
ISBN 978-3-7013-1027-2 fest geb. : ATS 399,00
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung