Klappentext: Zwei schwer geprüfte Menschen treffen beim Besuch ihrer inhaftierten Angehörigen zusammen und erfahren durch diese Begegnung ein tief verschüttetes, neues Lebensgefühl. (DR) Luisas gewalttätiger Mann hat zwei Morde begangen und verbüßt eine lebenslängliche Strafe. Luisa, die zu Hause fünf Kinder und eine Landwirtschaft zu versorgen hat, kann ihn nur selten besuchen. Als er in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt wird, das sich auf einer Insel befindet, wird die Anreise besonders beschwerlich. Doch Luisa sieht dadurch zum ersten Mal das Meer und ist überwältigt. Nach dem Besuch verhindert ein Unwetter, dass sie und noch ein Besucher rechtzeitig zur Fähre kommen. Die beiden werden in einem leerstehenden Gebäude einquartiert. Ein Gespräch kommt nur schleppend in Gang. Paolo, ein Lehrer für Geschichte und Philosophie, ist nach der Inhaftierung seines Sohnes und dem Tod seiner Frau, die darüber gestorben ist, ein gebrochener Mann. Er versteht noch immer nicht, warum sein Sohn zum Terroristen wurde. Luisa muss hart arbeiten, um den Lebensunterhalt für sich und ihre Kinder aufzubringen. Doch sie ist erleichtert, nicht mehr mit ihrem Mann unter einem Dach leben zu müssen. Bruchstückhaft erzählen Paolo und Luisa einander ihr Schicksal. Dies bricht alte Wunden auf und ist zugleich Katharsis. In beiden hat sich etwas verändert. Luisa, die von ihrem Mann stets grob behandelt wurde, erlebt durch Paolos Empathie und Respekt zum ersten Mal ein Gefühl für ihren eigenen Wert. Paolo wiederum hat durch die geradlinige Frau vom Land einen neuen Blick auf das Leben gewonnen. Francesca Melandri ist eine Meisterin in der Schilderung ihrer Protagonisten und Protagonistinnen. Doch sie beschränkt diese nicht auf das rein Private, sondern stellt sie in einen gesamtgesellschaftlichen Kontext und zwar so grandios, wie man es selten gelesen hat. Die Autorin hat heuer den Österreichischen Buchpreis für Toleranz in Denken und Handeln erhalten. Wahrscheinlich ist Francesca Melandri neben Elena Ferrante eine der bedeutendsten literarischen Stimmen Italiens. Große Empfehlung! -------------------------------- Italien in den »bleiernen Jahren«, eine nach Salz, Feigen und Strohblumen duftende Gefängnisinsel, eine stürmische Nacht und eine unerwartete Begegnung: Francesca Melandri erzählt mit großer Sensibilität und poetischer Kraft vom bewegenden Schicksal zweier Familien: Im Jahr 1979 begegnen sich zwei Menschen, die scheinbar nichts miteinander gemein haben, auf einer italienischen Gefängnisinsel: Luisa, eine Bergbäuerin, die ihre fünf Kinder allein großzieht, weil ihr Mann seinen Jähzorn nicht unter Kontrolle hatte, und Paolo, ein ehemaliger Lehrer, der nach wie vor nicht versteht, wie sein einziger Sohn zu einem Terroristen werden konnte. Beide sind gekommen, um ihre Angehörigen zu besuchen. Luisa hat ihrem Mann Ravioli mitgebracht, damit er sie unter den Mithäftlingen verteilen kann. Paolo hofft darauf, überhaupt wieder eine Beziehung zu seinem Sohn herzustellen. Doch das Wiedersehen verläuft für beide enttäuschend und demütigend. Ein aufkommender Sturm zwingt sie, auf der Insel zu bleiben, und so beginnen sie zu sprechen. Die Bedeutung dieser Begegnung wird ihnen allerdings erst viele Jahre später bewusst werden à Über den Autor und weitere Mitwirkende Francesca Melandri, geboren in Rom, hat sich in Italien zunächst als Autorin von Drehbüchern für Kino- und Fernsehfilme einen Namen gemacht. Mit ihrem ersten Roman »Eva schläft« wurde sie auch einem breiten deutschsprachigen Lesepublikum bekannt. Ihr zweiter Roman »Über Meereshöhe« wurde von der italienischen Kritik als Meisterwerk gefeiert. Ihr drittes Buch »Alle, außer mir« stand zehn Wochen lang auf der SPIEGEL-Bestsellerliste.
Personen: Genzler, Bruno Melandri, Francesca
Standort: Zell am See
DR Romane, Erzählungen MELA
Melandri, Francesca:
Über Meereshöhe : Roman / Francesca Melandri. - 8. - Berlin : Wagenbach, 2023. - 205 S. - Aus dem Ital. von Bruno Genzler
ISBN 978-3-8031-2812-6 kart. : EUR 14,40
DR Romane, Erzählungen - Buch: Dichtung