Klappentext_ Religiöses Buch des Monats Mai 2024 äGerechtigkeit ist wichtig. Wenn es gerecht zugeht, gibt es weniger Streit und die Menschen können besser zusammenleben. Aber was ist eigentlich gerecht?ô Eine Frage, die schon für Kleinkinder und in jeder Lebenssituation von Bedeutung ist. Sie stellt sich aus philosophischer Sicht gleichermaßen wie aus Religiöser, wenn man bedenkt, dass die Gerechtigkeit christlich gedacht allen Geschöpfen gleichermaßen zukommen soll. Und eine Frage, die, das ist von Beginn dieses Sachbuches bereits an klar, nicht allgemeingültig beantwortet werden kann, denn: äJeder Mensch hat ein Gefühl dafür, wie er oder sie behandelt werden möchte und wann etwas ungerecht ist. Doch das stimmt nicht immer dem Gefühl der anderen überein. Und es fühlt sich auch nicht immer das am gerechtesten an, was laut Gesetz oder Regel als richtig gilt.ô Mit einfachen Worten und so oft wie möglich dem kindlichen Alltag entlehnten Beispielen versucht Assata Frauhammer sich dennoch an einem definitorischen Grundgerüst, das je nach persönlicher Erfahrung weiter ausgebaut oder abgerissen werden kann. Dazu nähert sie sich einem der ethischen Grundthemen aus verschiedenen Richtungen an, die zeigen, wie existenziell und tief in fast alle Bereiche des Lebens verwoben das Konzept Gerechtigkeit ist: äGerechtigkeit hat viele Gesichterô ist die Überschrift einer Seite, auf der ausgleichende, austeilende und Verteilungsgerechtigkeit erklärt werden. Jede Doppelseite ist einem Begriffskomplex gewidmet. An einigen Stellen bauen die Seiten aufeinander auf, grundsätzlich kann aber jedes Thema für sich allein gelesen und bearbeitet werden. Ein wichtiger Punkt ist das Zusammenleben in der Familie, wo die Rechte und Pflichten von Eltern und Kindern gegenübergestellt und mit einem Kapitel, das auf die Kinderrechte Bezug nimmt, in Beziehung gesetzt werden. Abstrakte Aspekte von Gerechtigkeit (Ethik, Todesstrafe, Bildungsungerechtigkeit, Kommunismus) wechseln sich mit konkreten Alltagssituationen (Warum dürfen Eltern bestimmen, wohin im Urlaub gefahren wird? Warum haben manche viel Geld und andere weniger? Wofür braucht man einen Schiedsrichter?) ab. So entsteht ein sehr ausgewogener Textkörper, der Kinder anspruchsvoll unterhält und fordert, aber nicht überfordert. Assata Frauhammer gelingt es, Sachverhalte, Gefühle und philosophische Überlegungen gleichermaßen verständlich und ernsthaft zu erklären; hier wird Nichts banalisiert. Das letzte Viertel des Buchs widmet sich drängenden Fragen unserer Zeit: Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Ungleichbehandlung von Frauen und Minderheiten, das durch Klimawandel und Krieg bedrohte Recht auf Zukunft und die Frage nach Mitbestimmung. Unterstützt wird der Text von Meike Töpperwiens humorvollen Illustrationen, wie sich bereits am Cover zeigt: Drei Kinder (die Hautfarben der gezeichneten Figuren wechseln konsequent und unkommentiert ab) sitzen an einem Tisch, vor ihnen eine Pizza. äFür jeden ein Stückô, verkündet die Sprechblase über einem Kind, das den Pizzaroller in der Hand hält. Soweit so gut, könnte man anhand der Textebene meinen - das Bild verrät, dass es sich hierbei auf den ersten Blick aber nicht um eine gerechte Aufteilung handeln kann, ist doch eines der drei Stücke deutlich größer als die beiden anderen. Mit kurzen Aussagen in Sprechblasen und der expressiven Mimik ihrer Figuren veranschaulicht Töpperwien die Inhalte aus dem Text. Für die Unterscheidung von Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit schließlich sagt das Bild mehr als tausend Worte. Allen Überlegungen und Begriffen, die in diesem Sachbuch für jüngere Leser*innen angesprochen werden, ist gemein, dass sie von Menschen für Menschen erdacht wurden. Das stellt Frauhammer gleich zu Beginn fest und ermächtigt alle, Gerechtigkeit zu schützen und dabei auf unser eigenes Gefühl zu vertrauen. äAußerdem kann eine Situation nur dann als gerecht oder ungerecht bezeichnet werden, wenn sie verändert werden könnte. Schlechtes Wetter, wenn man eigentlich ins Freibad gehen wollte, ist schade - aber nicht ungerecht. [à] Wenn uns aber etwas ungerecht vorkommt, merken wir das sofort - egal, ob es um uns selbst oder um jemand anderen geht. *STUBE Simone Weiss*
Serie / Reihe: Für Kinder erklärt
Personen: Frauhammer, Assata Töpperwien, Meike
Standort: Zell am See
JP Psychologie, Pädagogik, Religion, Philosophie F
Frauhammer, Assata:
Voll ungerecht! : Über Fairness und Gerechtigkeit / Assata Frauhammer. Ill. von Meike Töpperwien. - 1. - Weinheim : Beltz & Gelberg, 2024. - 75 S. : überw. Ill. - (Für Kinder erklärt)
ISBN 978-3-407-75912-2 fest geb. : EUR 16,50
Buch: K / J Sachbuch